Wilhelm Groß

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Wilhelm Groß

Lebenszeit: 
12.01.1883 – 09.02.1974

Wilhelm Groß wurde 1883 in Schlawe/Pommern geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums kam er in das Dombauatelier von Prof. Otto Lessing nach Berlin. Dort zählten Louis Tuaillion und August Gaul zu seinen Lehrern, bis er sein Studium an der Akademie in Karls­ruhe bei Hans Thoma und Wilhelm Gerstel beginnen konnte. 1909 wurde seine erfolgreiche Arbeit mit dem Villa-Romana-Preis des Deutschen Künstlerbundes belohnt.

So konnte er drei Jahre in Italien, vor allem in Florenz und Rom, verbringen. Ernst Barlach, Max Beckmann waren dort seine Weg-Genossen. In diesen drei Jahren formte sich seine eigene Ausdrucksweise in Anlehnung an den deutschen Expressionismus, aufgerüttelt auch durch das Kriegsgeschehen des Ersten Weltkrieges. In der immer stärker werdenden Zuwendung zu Christus in tiefem Mitempfinden für Leid und Anfechtung tritt das Passionsbild in den Mittelpunkt seines Schaffens. Wilhelm Groß wird zu einem Künstler, der das Schicksal der Kirche zu seinem eigenen gemacht hat. In der Folgezeit entstanden viele wunderbare Bildwerke, meist religiösen Inhalts, die in vielen Kirchen Deutschlands, so auch in der Oranienburger Kirche zu finden sind.

Im Jahr 1919 kam er nach Eden, kaufte hier sein schönes Haus am Ostweg und errichtete seine Bildhauerwerkstatt im hinteren Teil des Gartens. Ende der 20er Jahre - seine Familie war größer geworden - wurde ein Anbau nötig, der gleichzeitig dazu diente, im Keller eine Keramikwerkstatt einzurichten, die „Edener Kunsttöpferei“, die Wilhelm Groß mehrere Jahre betrieben hat. Einzelne Stücke aus dieser Werkstatt existieren noch, sie befinden sich in Privatbesitz.

Seinen 50. Geburtstag beging er am 12. Januar 1933 „auf der Höhe seines Schaffens“, wie Karl Bartes in der Würdigung der damaligen Edener Mitteilungen schrieb. Leider fand dieses Schaffen einen jähen Einschnitt mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten. Die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer wurde ihm verweigert, sodass er an keiner Ausstellung mehr teilnehmen konnte und keine Kunstwerke mehr verkaufen durfte, und man scheute sich nicht, seine Werke als „entartete Kunst“ zu diffamieren. Gerettet wurde die Gruppe „Christus in Gethsemane und zwei schlafende Jünger“ durch den holländischen Kultusminister. Die Gruppe befindet sich jetzt in der Leuwenkerk in Utrecht.

In diesen schweren Jahren war Groß aktives Mitglied der Bekennenden Kirche, einer christlichen Gemeinschaft, die im Widerstand war gegen die so genannten „Deutschen Christen“ die nazistisch orientiert waren und sogar in SA-Uniform von der Kanzel predigten. Viele Sitzungen führender Persönlichkeiten der Bekennenden Kirche wurden im Verborgenen in der Strohkirche abgehalten, aber letztlich doch durch die Gestapo gestört und aufgelöst. In dem Bildband der Evangelischen Verlagsanstalt Berlin, der viele gute Reproduktionen seiner Werke enthält, heißt es u. a.: Immer härter wurden die Maßnahmen. Man legte die Kirche in Fesseln. Sie erschien dem Bildhauer Groß wie der gefesselte „Jesus in Gethsemane“.

So entstanden auch die „Kirche im Sturm“ und sein „Amos“ in mehreren Versionen. Verfolger der Kirche erreichten, dass Pfarrer ihres Amtes enthoben, zwangsweise beurlaubt, fristlos entlassen, ausgewiesen oder verhaftet und mit unzähligen anderen, die Kritik an den Missständen übten, in die Gefängnisse und Konzentrationslager gebracht wurden. Viele sind darin verhungert, zu Tode gequält, ermordet worden. Dietrich Bonhoeffer, Paul Schneider und Martin Niemöller, der acht Jahre im KZ Oranienburg zubringen musste, sind drei von vielen Märtyrern. Das Grabmal für Paul Schneider gestaltete Wilhelm Groß.

In dieser Zeit entstand die Gestalt des „Kain“. Er hatte Abel auf dem Gewissen, der neue Kain aber Unzählige. Jener erschlug den Bruder dieser trägt die Schuld am Tode von Millionen. Diese Schuld lässt sich nicht wegwischen. Es ist ein hilfloser Versuch, wenn Kain seine blutbefleckten Hände vor das Gesicht nimmt, um die Strafe abzuwenden oder das furchtbare Tun ungeschehen zu machen. Die Gräuel, die unter den Händen dieser Totschläger in Deutschland und weit über seine Grenzen hinaus geschahen, waren so entsetzlich, dass uns heute noch Erschrecken überkommt. Über Höhen und Tiefen hat des Künstlers eigener Weg geführt, durch Jahre voll Kummer und Sorge um die Existenz. Er ist zu einem mahnenden Zeugen geworden, der sich auf die Heilige Schrift berief wie es sein „Verkünder“ tut.

Die Passion und der Gekreuzigte sind tiefster Inhalt des Schaffens von Wilhelm Groß. Sein „Christusbild“ ist das Bild des Dulders der Passion. 1946 wurde er als Laie zum Predigeramt ordiniert und zu seinem 70. Geburtstag von der Universität Heidelberg mit dem theologischen Ehrendoktor ausgezeichnet. Seine Hauptwerke sind aus gewachsenem Material, dem Holz, in Form von Plastiken und Holzschnitten entstanden. Aber auch Zeichnungen und Scherenschnitte eigener Ausdrucksstärke sprechen uns an, ebenso keramische Arbeiten, wozu auch die beiden Tonreliefs gehören, die den Eingang zum Edener Saal schmücken.

Am 9. Februar 1974 vollendete sich sein Leben. Er ruht auf dem Oranienburger Friedhof, und eine seiner frühen Arbeiten aus Italien, in Stein gehauen, ziert sein Grab.